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Logistikimmobilien: Nachhaltigkeit als Überlebensfaktor
Die Logistikbranche steht vor der Herausforderung, den steigenden Bedarf an effizienten und nachhaltigen Immobilienlösungen zu decken. Steigende ESG-Anforderungen als Treiber haben Nachhaltigkeit längst zum Standard in der Projektentwicklung gemacht. An einer Zertifizierung führt kein Weg vorbei, Photovoltaik und Wärmepumpen setzen sich durch. Ohne grüne Strategie verlieren Immobilien an Wert.
Die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) ist nicht nur eine Verpflichtung gegenüber der Umwelt, sondern auch ein Qualitätsmerkmal für Neubauten. Die Implementierung energieeffizienter Technologien, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Schaffung eines gesunden Arbeitsumfelds tragen zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und zur Schonung von Ressourcen bei. Projektentwicklungen sollten darauf ausgelegt sein, den Anforderungen einer nachhaltigen und verantwortungsvollen Nutzung gerecht zu werden.
Die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Planung und Umsetzung von Logistikimmobilien ist daher von zentraler Bedeutung. Es gilt, sich an etablierten Standards und Zertifizierungen zu orientieren, um die Qualität und Nachhaltigkeit in der Projektentwicklungen zu gewährleisten. Sei es über die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), die aus dem Vereinigten Königreich stammende Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM) oder die US-stämmige Leadership in Energy and Environmental Design USA (LEED) – an einer Zertifizierung des Neubaus führt kein Weg vorbei, denn diese wirkt sich auch auf den Wert der Logistikimmobilie aus. Immobilieninvestoren mit einem ESG-konformen Ankaufsprofil sind heute keine Seltenheit mehr. Einerseits geht es um die Einhaltung auch selbst auferlegter Ankaufskriterien. Andererseits sichert eine nachhaltig und hochwertig entwickelte Immobilie, auch in weiterer Zukunft, die Generierung entsprechender Mieteinnahmen.
Konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige Logistikentwicklung
Dass ESG-konforme Logistikimmobilien langfristig stärker in den Fokus der Investoren rücken, ist unumstritten. Bei der konkreten Gestaltung gibt es allerdings unterschiedliche Ansätze. Logistikhallen bieten zum einen große Flächen, um eine Photovoltaikanlage zu errichten. So kann das Gebäude mit regenerativer Energie gespeist werden und klimagerecht geheizt und/oder gekühlt werden. Der Solarstrom kann zudem für den Logistikbetrieb genutzt werden, beispielsweise an den Ladesäulen für PKW-LKW, die Ladung von Batteriespeichern. Auch Gabelstapler fahren heutzutage mit Energie aus der PV-Anlage.
Luftwärmepumpen sind bereits Standard. Sie sind erforderlich, um die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetz (GEG) zu erfüllen – sprich das Betreiben der Heizung mit mindestens 65% erneuerbaren Energien. Das Monitoring der Verbräuche ist seit der zweiten Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) 2024 vorgeschrieben.
Zu den weiteren Maßnahmen zählen die Versickerung des Regenwassers auf dem Grundstück, Dachbegrünung und andere Flächen für Biodiversität, wie Wildblumenwiesen oder Trockenmauern oder naturbelassende Bereiche, wie Hecken und Büsche sowie das Aufhängen von Nistkästen und Insektenhotels.
Nachhaltige Standortentwicklung: Kriterien für eine zukunftsfähige Logistik
Gerade bei Logistikprojekten hat die Standortwahl große Auswirkungen auf die Klimaeinflüsse und sollte daher frühzeitig und ganzheitlich betrachtet werden. Neben klassischen Kriterien wie Lage, Erreichbarkeit und Flächenverfügbarkeit spielen insbesondere Aspekte wie eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, die Integration in bestehende Infrastrukturen sowie die Minimierung von Flächenversiegelung eine wesentliche Rolle.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf der sozioökonomischen Einbindung in die Region. Dazu zählen unter anderem die Schaffung von Arbeitsplätzen, ein verantwortungsvolles Verkehrsmanagement sowie eine transparente Kommunikation mit Kommunen und Anwohnern. Ziel ist es, den Standort nicht nur funktional und wirtschaftlich zu gestalten, sondern auch dessen Akzeptanz und Verträglichkeit im lokalen Umfeld sicherzustellen.
Es empfiehlt sich, diese Anforderungen systematisch in der frühen Projektphase zu berücksichtigen. Durch eine vorausschauende Planung und den Dialog mit allen relevanten Akteuren wird die Grundlage für Immobilien geschaffen, die langfristig wirtschaftlich tragfähig, ökologisch verträglich und sozial akzeptiert sind.
Kommunikation mit der Kommune als Schlüssel zum Projekterfolg
Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Ermöglichung eines Projekts in Nörvenich war für COMPLEMUS Real Estate beispielsweise die enge und konstruktive Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Kreis Düren. Da der bestehende Bebauungsplan nicht auf das Vorhaben ausgelegt war, musste kurzfristig ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erarbeitet und in einem beschleunigten Verfahren beschlossen werden. Dies gelang nur durch die aktive Unterstützung der kommunalen Gremien. Die Gemeinde zeigte sich von Beginn an offen für das Projekt – nicht zuletzt, weil es im Rahmen des Strukturwandels neue Perspektiven für eine Region schafft, die vom Ausstieg aus der Braunkohleverstromung betroffen ist. Mit dem nachhaltigen Nutzungskonzept und der Aussicht auf bis zu 800 neue Arbeitsplätze in der Endausbaustufe konnte eine breite Akzeptanz erzielt werden. Insbesondere die Integration großflächiger Photovoltaikanlagen und die Einspeisung überschüssiger Energie ins lokale Netz wurden als positive Impulse für die Gemeinde wahrgenommen.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Die Entwicklung nachhaltiger Logistikimmobilien steht vor verschiedenen Herausforderungen, darunter steigende Anforderungen an Energieeffizienz, Ressourcenschonung und die Integration in bestehende Infrastrukturen. Durch den Einsatz innovativer Technologien und Materialien sowie durch eine enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten kann man diesen Herausforderungen begegnen und zukunftsfähige Immobilienlösungen schaffen. Die nachhaltige Gestaltung von Logistikimmobilien steigert den Wert der Objekte und trägt zur Erhaltung der Gebäudesubstanz bei. So versprechen ESG-konforme Objekte im Falle einer Transaktion eine gute Bewertung und eine langfristige Vermietbarkeit zu guten Konditionen. Insgesamt ist damit der erwartbare Return-On-Investment gut abgesichert.
Matthias Dötsch, Geschäftsführer COMPLEMUS Real Estate GmbH, veröffentlicht am 07. April 2025 in der EXXECNEWS Ausgabe 08.
Über den Autor: Matthias Dötsch ist Geschäftsführer der 2017, aus der niederländischen Kadans Vastgoed. B.V. heraus, gegründeten COMPLEMUS Real Estate GmbH. Die auf der niederländischen Seite hervorgegangene KRE Holding B.V. bleibt Mehrheitsgesellschafterin und steht dem Unternehmen mit ihrer Kapitalstärke zur Seite. COMPLEMUS plant, entwickelt, realisiert und finanziert hochwertige Gewerbeimmobilien für namhafte Unternehmen, unter anderem für DHL, AMAZON und Fressnapf. Das Führungsteam des Unternehmens hat seit 2007 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro umgesetzt.